Apotheken-Protest am 14.06.2023

Wer lächelt auch nachts um 2:30 Uhr, während sie ein Ersatzmedikament für Ihr Kind organisiert?
Nachdem sie 18,5 Stunden im Dienst war und noch einige schlaflose Stunden vor ihr liegen?
Nein, kein Versandhändler dieser Welt!
Es ist Ihre Apothekerin bzw. Ihr Apotheker…

Der 14. Juni 2023 – ein Tag ohne die Apotheken vor Ort.

Gemeinschaftlich haben die Apothekeninhaber*innen und ihre Mitarbeiter*innen bundesweit, wie hier in Lippe auf dem Marktplatz in Detmold, demonstiert und über die Missstände in unserer Säule des Gesundheitssystems aufgeklärt. Deutlich wurde nicht nur die Gefährung der flächendeckenden, niederschwelligen Arzneimittelversorgung durch die Sparpolitik der aktuelle Bundesregierung und Rabattforderungen der Krankenkassen, sondern auch der kollegiale Zusammenhalt im Sinne unserer Patienten*innen.

Die Versorgung akuter Notfälle wurde an diesem Tag durch Notdienstapotheken gewährleistet. Herzlichen Dank an die Kollegen*innen für diese Mammutaufgabe!

Warum Protest❓ Weil die Sparpolitik der Bundesregierung unsere Arbeit – die flächendeckende Versorgung der Bürgerinnen und Bürger mit Arzneimitteln – massiv gefährdet.

 
Durch völlig überzogenen Rabattforderungen der Krankenkassen, ist für viele Arzneimittelhersteller eine Produktion in der EU unwirtschaftlich geworden. Die Folge sind die andauernden und sich dramatisch zuspitzenden Lieferengpässe lebenswichtiger Arzneimittel. Die Apothekenmitarbeiter*innen kämpfen mittlerweile tagtäglich um -normalerweise gängige- Arzneimittel.
Für jeden erfolgreich gelösten Lieferengpass, gesteht uns die Bundesregierung künftig übrigens großzügige 0,50€ zu…
 
Das wirtschaftliche Risiko einer Apotheke ist heutzutage kaum noch tragbar. Die Krankenkassen dürfen auf Grund von Formfehlern auf Rezepten rückwirkend die Bezahlung von Arzneimitteln (meist 4- bis 5-stellige Summen) vollständig verweigern.
Übrigens, die gesetzlichen Zuzahlungen legen die Krankenkassen willkürlich fest, indem sie alle 14 Tage ihre „Rabattverträge“ ändern dürfen. Apotheken sind lediglich ausführende Kraft und reichen die Zuzahlungen an Ihre Krankenkasse weiter. Halten wir die o.g. Verträge nicht ein, wird das entsprechende Arzneimittel nicht (gar nicht!) bezahlt. Das heißt, jeder Austausch bedeutet ein hohes wirtschaftliches Risiko für die Apotheken – sei es ein Lieferengpass, ein individueller Grund oder eine dringende Versorgung.
 
Die Vergütung der Apotheken wurde seit 10 Jahren nicht mehr angepasst, Anfang diesen Jahres stattdessen sogar abgesenkt und damit aktuell auf dem Niveau des Jahres 2004 (das sind fast 20 Jahre!).
Die Angehörigen unseres Berufsstands, unsere wertgeschätzten Mitarbeiter*innen und Kollegen*innen, arbeiten an ihrer absoluten Belastungs- und Kapazitätsgrenze.
 
Nicht ohne Grund schließt jeden Tag mehr als eine Apotheke in Deutschland, für immer…
 
Apotheken kaputtsparen, bedeutet, die flächendeckende, niedrigschwellige und wohnortnahe Arzneimittelversorgung, einschließlich der Notdienstbereitschaft, Individualherstellung, persönlicher Beratung und Betreuung, massiv zu gefährden.
Das und vieles mehr, kann nicht in unser aller Sinne sein. Daher bitten wir Sie um Unterstützung, damit wir Sie auch in Zukunft angemessen und umfassend versorgen können🙏 Sie können sicher sein, unser Protest galt auch Ihnen!
 
Für Rückfragen stehen wir Ihnen jederzeit – wie gewohnt – zur Verfügung.